Ventoy Boot-Stick erstellen – so baust du dir deinen ultimativen Multi-Boot-USB

Wer öfter mit ISO-Dateien arbeitet – z.B. für Linux-Live-Systeme, Windows-Installationen oder Rettungssysteme – kennt das Problem: Für jedes System einen eigenen USB-Stick vorbereiten, neu formatieren, ISO mit einem Tool draufschreiben… nervig.

Mit Ventoy geht das deutlich eleganter:
Du bereitest deinen USB-Stick einmal mit Ventoy vor und kannst danach beliebig viele ISO-Dateien einfach draufkopieren. Beim Booten bekommst du ein Menü, aus dem du dein gewünschtes System auswählst. Fertig.

In diesem Beitrag zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du einen Ventoy-Boot-Stick erstellst – unter Windows und Linux.


Was ist Ventoy?

Ventoy ist ein Open-Source-Tool, mit dem du:

  • einen USB-Stick einmalig vorbereitest
  • anschließend ISO/IMG/WIM/VHD(x) einfach per Drag & Drop draufkopierst
  • beim Booten ein schickes Boot-Menü bekommst
  • die ISOs ohne erneutes „Brennen“ austauschen oder ergänzen kannst

Unterstützt werden u.a.:

  • Windows-ISOs (Windows 7, 8, 10, 11, Server)
  • viele Linux-Distributionen (Ubuntu, Debian, Fedora, Arch, …)
  • Rettungssysteme (z.B. SystemRescue, GParted Live, Clonezilla)

Vorteile von Ventoy auf einen Blick

  • 🔁 Multi-Boot: Mehrere Systeme auf einem Stick
  • 🚀 Schneller Workflow: ISO kopieren, fertig – kein Neu-Schreiben des Sticks
  • 🧩 Flexible Größe: Nur so viel Platz wie die ISO braucht
  • 🔧 Einfaches Update: Ventoy selbst lässt sich ohne Löschen der ISOs aktualisieren
  • 💻 Cross-Plattform: Läuft unter Windows und Linux

Voraussetzungen

Bevor es losgeht, brauchst du:

  • Einen USB-Stick (mindestens 8 GB sinnvoll, besser 16 GB oder mehr)
  • Einen PC mit Windows oder Linux
  • Die aktuelle Ventoy-Version (Download von der offiziellen Projektseite)
  • Optional: ISO-Dateien (z.B. Ubuntu, Windows 10/11, etc.)

⚠️ Wichtig: Der USB-Stick wird bei der Installation von Ventoy komplett gelöscht. Sichere vorher alle Daten, die noch drauf sind.


Ventoy unter Windows installieren

1. Ventoy herunterladen

  1. Lade das aktuelle Ventoy-Release von der offiziellen Seite herunter (ZIP-Datei für Windows).
  2. Entpacke die ZIP-Datei in einen Ordner deiner Wahl.
  3. Öffne den Ordner und starte Ventoy2Disk.exe (unter Windows ggf. Rechtsklick → Als Administrator ausführen).

2. USB-Stick auswählen

Im Ventoy-Fenster:

  1. Wähle oben bei Device deinen USB-Stick aus.
  2. Vergewissere dich genau, dass es wirklich der richtige Stick ist – alle Daten darauf werden gelöscht.

3. Optionen (optional) einstellen

Über Option → Partition Style kannst du z.B. wählen:

  • MBR – klassische Variante, kompatibel mit vielen älteren Systemen
  • GPT – moderner Partitionsstil, sinnvoll für UEFI-Systeme

In den meisten Fällen funktioniert MBR gut. Wenn du nur moderne UEFI-Rechner hast, kannst du GPT wählen.

4. Ventoy auf den Stick installieren

  1. Klicke auf Install.
  2. Ventoy warnt dich, dass der Stick gelöscht wird – bestätige.
  3. Nach wenigen Sekunden ist der Stick vorbereitet.
  4. Du siehst jetzt die Meldung, dass Ventoy erfolgreich installiert wurde.

Ventoy unter Linux installieren

1. Ventoy herunterladen und entpacken

  1. Lade das Linux-Tar.gz-Archiv herunter.
  2. Öffne ein Terminal und wechsle in den Download-Ordner, z.B.:
cd ~/Downloads
tar xzf ventoy-*.tar.gz
cd ventoy-*

2. USB-Gerät herausfinden

Mit lsblk kannst du dein USB-Gerät identifizieren:

lsblk

Suche nach deinem USB-Stick (z.B. /dev/sdb, /dev/sdcohne Zahl am Ende).
Merke dir den Gerätenamen, z.B. /dev/sdb.

⚠️ Achtung: Nimm wirklich das richtige Device! Wenn du dich vertust, kannst du dir eine andere Festplatte überschreiben.

3. Ventoy installieren

Im Ventoy-Ordner:

sudo ./Ventoy2Disk.sh -i /dev/sdX

Ersetze sdX durch dein Gerät, z.B. sdb.

  • -i bedeutet: Installieren.
  • Du wirst zur Sicherheit nochmal gefragt, ob du fortfahren möchtest.

Nach Abschluss ist der Stick mit Ventoy vorbereitet.


ISO-Dateien auf den Ventoy-Stick kopieren

Jetzt kommt der angenehme Teil: Du musst nichts Spezielles „brennen“. Du behandelst den Stick wie ein ganz normales Laufwerk.

  1. Öffne den Ventoy-Stick im Dateimanager.
  2. Kopiere deine gewünschten ISO-Dateien einfach direkt auf den Stick:
    • ubuntu-24.04.iso
    • Windows11.iso
    • Clonezilla.iso
    • usw.
  3. Du kannst die ISOs in der Root oder in Unterordnern ablegen. Ventoy findet sie normalerweise automatisch.

💡 Tipp: Benenne die ISOs sinnvoll um (z.B. Win11_Deutsch_Pro.iso), dann findest du sie im Boot-Menü schneller wieder.


Vom Ventoy-Stick booten

Um mit dem Ventoy-Stick zu booten:

  1. Stecke den USB-Stick in den Ziel-PC.
  2. Starte bzw. boote den Rechner neu.
  3. Öffne das Boot-Menü deines PCs (oft F8, F11, F12, Esc oder eine andere Taste direkt nach dem Einschalten).
  4. Wähle deinen Ventoy-USB-Stick aus.

Jetzt solltest du ein Ventoy-Menü sehen, in dem alle ISO-Dateien aufgelistet sind, die du auf den Stick kopiert hast.

  • Mit den Pfeiltasten navigieren
  • Mit Enter das gewünschte System starten

Fertig – du bootest direkt aus der ISO.


Ventoy aktualisieren (ohne ISOs zu löschen)

Einer der größten Vorteile von Ventoy: Du kannst die Ventoy-Version auf dem Stick später aktualisieren, ohne deine ISO-Dateien neu kopieren zu müssen.

Unter Windows

  1. Lade die neue Ventoy-Version herunter und starte wieder Ventoy2Disk.exe.
  2. Wähle denselben USB-Stick wie zuvor aus.
  3. Wenn Ventoy erkennt, dass eine ältere Version installiert ist, zeigt es statt „Install“ einen Update-Button.
  4. Klicke auf Update.
  5. Die Ventoy-Komponenten auf dem Stick werden aktualisiert, die ISOs bleiben erhalten.

Unter Linux

Im Ventoy-Ordner:

sudo ./Ventoy2Disk.sh -u /dev/sdX
  • -u steht für Update.
  • Auch hier bleiben die ISO-Dateien auf dem Stick unangetastet.

Häufige Probleme & Tipps

1. Der PC bootet nicht vom USB-Stick

Mögliche Ursachen:

  • USB-Stick nicht im Boot-Menü ausgewählt
  • Secure Boot im BIOS/UEFI aktiv
  • UEFI-/Legacy-Einstellungen nicht passend

Lösungen:

  • Im BIOS/UEFI prüfen, ob USB-Boot erlaubt ist
  • Ggf. Secure Boot deaktivieren
  • Bootmodus prüfen (Legacy/CSM vs. UEFI)

2. Eine bestimmte ISO startet nicht

Nicht jede exotische ISO ist automatisch kompatibel.

  • Prüfe, ob deine ISO offiziell unterstützt wird (Ventoy hat eine lange Kompatibilitätsliste)
  • Manchmal hilft es, die ISO in die Root zu legen (ohne Unterordner)
  • Teste die ISO ggf. in einer VM, um auszuschließen, dass sie beschädigt ist

3. Stick wird nicht erkannt

  • Unter Windows: Ist der passende Treiber installiert? Wird der Stick als Laufwerk im Explorer angezeigt?
  • Unter Linux: Output von lsblk oder dmesg prüfen
  • Eventuell anderen USB-Port verwenden (USB-2.0 vs. USB-3.0)

Typische Einsatzszenarien für Ventoy

  • 💽 PC neu installieren: Windows & Linux-ISOs zusammen auf einem Stick
  • 🧯 Rettungs-Werkzeugkasten: GParted, Clonezilla, SystemRescue & Co. auf einem einzigen USB-Stick
  • 🧪 Distributionen testen: Mehrere Linux-Live-Systeme parallel ausprobieren
  • 🛠️ IT-Support & Service: Ein Stick, alle Tools dabei

Fazit

Mit Ventoy baust du dir in wenigen Minuten einen extrem flexiblen Multi-Boot-USB-Stick, der dir viel Zeit und Nerven spart. Statt für jede ISO den Stick neu zu schreiben, kopierst du sie einfach drauf – Ventoy kümmert sich um den Rest.

Für Admins, Bastler, Linux-Fans und alle, die öfter mit Installations- oder Rettungssystemen zu tun haben, ist Ventoy fast schon ein Pflicht-Tool.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert